Sonnenschutz bringt’s
Für alle Hautkrebstypen stellt die ultraviolette Strahlung (UV- Strahlung) neben erblicher Prädisposition und Immunsuppression den Hauptrisikofaktor dar [1,2]. Welche Rolle spielt der Sonnenschutz bzw. der Parameter LSF ?
Die Sonne
Das Licht der Sonne setzt sich zu 9% aus UV- Strahlung, dem sichtbaren Licht und der infraroten Wärmestrahlung zusammen. Die UV- Strahlung lässt sich weiter unterteilen in UV-A , UV-B und UV-C. Letztere spielt praktisch keine Rolle, da diese komplett von der Erdatmosphäre absorbiert wird.
Die UV-A Strahlung kann in tiefere Hautschichten eindringen, da sie langwelliger ist (315- 400nm). Sie ist hauptverantwortlich für die frühzeitige Hautalterung, weil sie durch die Bildung von freien Radikalen die Fibroblasten in der Dermis angreift. Folglich ist die Kollagensynthese, die für die Elastizität und Zugfestigkeit der Haut unverzichtbar ist, beeinträchtigt. Während in jungen Jahren zwischen Anabolismus und Katabolismus ein Gleichgewicht herrscht, verschiebt sich mit zunehmendem Alter und starken Umwelteinflüssen das Gleichgewicht in Richtung Kollagen-Abbau. Das Bindegewebe wird „schlaffer“ und Falten entstehen.
Die kurzwelligeren UV-B Strahlen (280- 315nm) aktivieren in der Epidermis das Hauptpigment Melanin der Melanozyten (Pigmentzellen). Bildlich kann man sich das Melanin so vorstellen: Melanin spannt einen Art Sonnenschirm um die Zellkerne der hornbildenden Zellen (Kertinozyten) und schützt somit die Hautzellen vor den UV-Strahlen. Die vorrübergehende Bräunung beim Sonnenbaden zeigt diesen Schutzvorgang. Wird die Kapazität dieses Schutzvorganges überschritten (z.B. zu langer Aufenthalt in der Sonne), kommt es zu einer Entzündungsreaktion, dem Sonnenbrand.
UVA | UVB |
Wellenlänge 320-400 nm | Wellenlänge 280-320 nm |
löst kaum einen Sonnenbrand aus | löst Sonnenbrand aus |
kann Kollagene schädigen (Hautalterung) | langfristige Bräunung der Haut |
führt zu Bildung von freien Radikalen (Melanomrisiko) | führt zu Bildung von Vitamin D3 |
Intensive und lange UV- Exposition führen zu erbgutgeschädigten Zellen, die sich über Jahrzehnten dann als Hautkrebs äußern können. “Für das Melanom-Risiko ist vor allem die Häufigkeit schwerer Sonnenbrände in der Kindheit entscheidend, während für die nicht melanozytären Hautkrebstypen die kumulative Gesamtdosis der UV-Strahlung im Laufe des Lebens zählt, was die positive Korrelation zwischen Inzidenz und Lebensalter erklärt.”
Zur „Prävention von Hautkrebs“ist vor allem wichtig: Vermeidung starker Sonneneinstrahlung, gefolgt vom Tragen schützender Kleidung und dem konsequenten Auftragen von Sonnenschutzmitteln.
Sonne meiden
Vor allem im Hochgebirge, bei wolkenlosem Himmel oder bei Reflexion der Sonne in Wasser oder Schnee ist die Sonnenstrahlung besonders intensiv und ernst zu nehmen. “Selbst im Schatten ist man nicht komplett vor der UV-Strahlung geschützt, durch Streulicht erreichen immer noch 50% der direkten Einstrahlung den Körper” [1].
UV- Index
Die örtliche Intensität der Sonneneinstrahlung kann man gut abschätzen mit den UV- Index, der täglich auf den entsprechenden Seiten im Internet ablesbar ist (z.B. http://www2.i-med.ac.at/uv-index/wie/online_de.html).
Festgelegt auf einer Skala von 1-10 (darüber zusammengefasst mit +11) gibt der UV- Index an, wie hoch die Strahlungskraft auf einer horizontalen Fläche ist. Der Index ist somit ein Maß für die Bestrahlungsstärke [3].
Kleidung
Kleidungsstücke schützen sofort, gleichmäßig und sind durch äußeren Einflüssen unverändert sicher vor Sonnenbränden. Mehrere Kleidungsstücke übereinander multiplizieren den Schutzfaktor um ein Vielfaches. Trotzdem ist auch bei Kleidungsstücken ein Restrisiko gegeben. “Ein normales, helles, langärmeliges Oberteil ist vergleichbar mit einem Sonnenschutzmittel mit dem Lichtschutzfaktor 20. Dunklere, festere Kleidung bietet einen stärkeren Schutz, entsprechend Lichtschutzfaktor 50 und höher.”
Sonnenschutz
Der Lichtschutzfaktor sollte je nach Hauttyp, Intensität der Sonne und Aufenthaltsdauer gewählt werden. Bei gleichmäßig aufgetragener Menge an Sonnencreme benötigt ein Erwachsener für den ganzen Körper 30-40 ml Sonnenschutzmittel [1]. “Von rein pflanzlichen Produkten, wie z.B. Weizenkeim – oder Kokosöl distanzieren wir uns, da diese natürlichen Alternativen keinen ausreichenden Sonnenschutz geben” [4].
Lichtschutzfaktor (LSF)
Der LSF gibt an, wieviel länger die Bestrahlungszeit unter dem Einsatz eines Sonnenschutzmittels im Gegensatz zur ungeschützten Haut sein darf, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Mit einem LSF 30 kann man sich theoretisch 30-mal länger in der Sonne aufhalten, als dies ohne das Sonnenschutzmittel möglich wäre.
Die individuelle Eigenschutzzeit und die Aufenthaltsdauer in der Sonne definieren hauptsächlich den benötigten LSF.
In Mitteleuropa liegt die individuelle Eigenschutzzeit zwischen 5 bis 30 Minuten, je nach Hauttyp. Eine Person mit einer Eigenschutzzeit von 10 Minuten kann die Schutzzeit mit einer Sonnencreme LSF 20 auf 200 Minuten erhöhen. Ein absoluter Schutz ist aber nie gegeben, daher sollte man die Sonnenschutzzeit immer nur mit 60% ausschöpfen.
Eigenschutzzeit der Haut × LSF × 60% (Sicherheitsabzug) = Lichtschutzzeit |
Im konkreten Beispiel errechnet sich die Zeit für den Eigenschutz folgendermaßen: 10 Minuten × 20 × 60% = 120 Minuten
Wichtig ist, dass die ABSOLUTE Lichtschutzzeit auch durch regelmäßiges Nachcremen, das vor allem nach dem Baden oder bei starkem Schwitzen erforderlich ist, nicht verlängert werden kann. Sie ist in diesem Beispiel nach 120 Minuten mit einem LSF-20-Produkt ausgereizt [3].
Ernährung
Vorbeugenden Effekt von Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitamin A bzw. Beta-Karotin oder Selen gegen Hautkrebs sind oft in den Medien. Für derartige Behauptungen existiert bisher kein wissenschaftlicher Beleg, daher wird in der Leitlinie keine Empfehlung zum Einsatz von Nahrungsergänzungsmittel in der Hautkrebsprävention ausgesprochen [2].
Abschließend, ein geeigneter Sonnenschutz ist bei langen Aufenthalten in der prallen Sonne unverzichtbar und trägt dazu bei, sein Hautkrebsrisiko zu senken. Aufklärung, Ermittlung und Beratung der geeigneten Sonnenprodukte liegt uns in der Apotheke sehr am Herzen. Daher zögern Sie nicht, uns danach zu fragen.
Quellen:
[1] Gesundheitsleitlinie Prävention von Hautkrebs. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Stiftung Deutscher Krebshilfe, 1 Auflage, März 2016, zusätzlich Dt. Apothekerzeitung
[2] Prävention von Hautkrebs. S3-Leitlinie, Leitlinienprogramm Onkologie, AWMF-Registernummer: 032/052OL, Stand April 2014
[3] Optische Strahlung: UV-Strahlung – Sonne – Solarien – Infrarot-Strahlung – Laser. Informationen des Bundesamts für Strahlenschutz, www.bfs.de/DE/themen/opt/opt_node.html
[4] Starostzik C. Sonnencremes aus Erdbeeren oder Karotten – Was taugt der natürliche Sonnenschutz? Ärzte Zeitung online 28. Juli 2017