Sind Hanf- CBD Produkte legal ?

Hanfprodukte bzw. CBD – Altbekanntes auf dem Prüfstand. Hier erfahren Sie alles über den Hanf, seine Wirkungen, seine Inhaltsstoffe und Einsatzgebiete. Sind CBD Produkte in der Apotheke legal?

Steckbrief – Hanfgewächse

Cannabis Sativa zählt zu den Hanfgewächsen und beschreibt die männlichen und weiblichen Pflanzen. Besonders die weiblichen Blüten sind sehr reich an THC, welches therapeutisch interessant ist. Ob Marihuana, Gras oder Weed, alle Namen beschreiben die getrockneten Triebspitzen der weiblichen Hanfpflanze. Für die Wirkung als Rauschdroge ist deren Inhaltsstoff Delta-9- Tetrahydrocannabinol (THC) verantwortlich. THC hat eine beruhigende, stimulierende und zugleich halluzinogene Wirkung. Daher wird Cannabis medizinisch eingesetzt bei Krebspatienten, die mit starker Übelkeit zu kämpfen haben oder Multipler Sklerose. Der Hanf gewinnt auch immer mehr in der Schmerztherapie an Bedeutung.  

Schon im 19. Jahrhundert wurden Hanf- Zubereitungen in der Behandlung von Schmerzen, Schlafstörungen oder bei Depressionen eingesetzt. Erst am Ende der 1980er Jahre entdeckte man, dass der Mensch körpereigene Stoffe produziert, die den pflanzlichen Inhaltsstoffen, den Cannbinoiden, sehr ähnlich sind. Die Cannabinoide übernehmen im Körper biologische Funktionen z.B. im zentralen Nervensystem, weshalb die Inhaltsstoffe für die Medizin sehr interessant sind. Da Cannabis sativa über 400 verschiedene Inhaltsstoffe ( ca. 100 Cannabinoide, Terpene und Flavonoide) verfügt, versucht man nun die therapeutisch interessanten Inhaltsstoffe für medizinische Therapien weiter zu erforschen und schlussendlich auch ergänzend zu nutzen.  

Inhaltsstoffe

Die natürlich vorkommenden und großteils medizinisch relevanten Inhaltsstoffe der Hanfgewächse bilden die Phytocannabinoide. Dabei handelt es sich um fettlösliche Terpenphenole und deren Transformationsprodukte aus der Gattung Cannabis.

Die wichtigsten Cannabinoide aus der Hanfpflanze sind das berauschende Tetrahydrocannabinol (THC) und das am zweithäufigsten vorkommende, nicht psychoaktive CBD. Cannabidiolsäure und Δ9 -Tetrahydrocannabinolsäure sind die Vorläufer dieser pharmakologisch am besten erforschten Cannabinoide: Cannabidiol (CBD) und Δ9 -Tetrahydrocannabinol (THC, Dronabinol).

Die sogenannten Phytocannabinoide werden zusammen mit Terpenen (Hauptbestandteil ätherischer Öle) in sekretorischen Zellen innerhalb von Drüsenhaaren synthetisiert und sind am höchsten in den weiblichen Blüten der Cannabis Pflanze konzentriert. Als gemeinsamer Ausgangsstoff für die Synthese von Cannabinoiden und Terpenoiden gilt Geranylpyrophosphat (Geranyl-PP), aus dem anschließend unter anderem CBG (Cannabigerol), THCA (Tetrahydrocannabinol-Säure), CBDA (Cannabidiol-Säure) oder CBCA (Cannabichromen-Säure) gebildet werden.

https://www.cbdnol.com/blogs/cbdnol-blog/was-sind-cannabinoide

Cannabinoide liegen in der Pflanze überwiegend als Carbonsäuren vor (Vorläufer). Statt THC zB. THCA; A steht hier für acid, also Säure. Die sauren Vorstufen werden decarboxyliert (= CO2 spaltet sich ab), wenn Hitze, Licht oder eine langfristige Lagerung auf sie einwirken und die aktiven Formen entstehen [1-3].

Wirkung

Die Wirkung der Cannabinoide entsteht durch ihre Bindung an Cannabinoidrezeptoren (CB), die beim Menschen und den meisten Tieren in zwei Formen vorliegen:

  • CB1: Lokalisation überwiegend im zentralen Nervensystem, Gastrointestinaltrakt, Fettzellen, Leberparenchym und der Skelettmuskulatur
  • CB2: Lokalisation vorwiegend auf Immunzellen

Eine Aktiverung der beiden Rezeptoren ist über körpereigene Botenstoffe möglich. Zu diesen Botenstoffen gehören etwa die beiden Endocannabinoide 2-Arachidonylglycerol (2-AG) und Anandamid. Die Cannabinoide modulieren also das körpereigene Endocannabinoidsystem (ECS).  Die Hauptfunktion des ECS besteht unter anderem in der Hemmung der Freisetzung verschiedener Neurotransmitter wie z.B. Glutamat, Serotonin, Dopamin, Acetylcholin oder Endorphine [4,5].

Wie bereits besprochen, liegen THC und CBD in den Cannabisblüten hauptsächlich in Form ihrer organischen Säuren (THCA und CBDA) vor. Zur therapeutischen Nutzung müssen diese Formen in ihre wirksame Form THC und CBD umgewandelt werden. Die Umwandlung geschieht meist mittels Hitze-Decarboxylierung, beispielsweise durch Verdampfen, Erhitzen in Öl oder Rauchen.

Wirkung von THC

Das traditionell in Schmerz- und Palliativmedizin am häufigsten verordnete Cannabinoid THC verfügt über ein begrenztes Wirkungsspektrum. Achtung THC fällt unter das Suchtgiftgesetz und ist daher streng rezeptpflichtig! Folgende Effekte sind in Studien für THC nachgewiesen worden:

  • Schmerzlinderung
  • Appetitanregung
  • Antiemetische Wirkung
  • Muskelrelaxierende Wirkung

Einsatzgebiete von THC:

  • in der Palliativmedizin zur Steigerung des Appetits und Linderung von Übelkeit
  • zur Behandlung chronischer Schmerzen (häufig in Kombination mit Opiaten)
  • zur Behandlung von Spastik anderer Ursachen als MS (etwa bei Patienten mit Querschnittslähmung) sowie 
  • zur Therapie von Tics bei Patienten mit Tourette-Syndrom.

Wirkung von CBD

Das weniger bekannte Cannabinoid CBD weist ein deutlich breiteres Wirkungsspektrum als THC auf. CBD werden zahlreiche positive gesundheitliche Wirkungen zugesprochen, wovon einige auch bereits in wissenschaftlichen Studien belegt wurden. Es soll unter anderem entkrampfend, entzündungshemmend, angstlösend, anti-oxidativ und gegen Übelkeit wirken. 

Besonders bei folgenden Beschwerden gibt es positive Erfahrungsberichte mit CBD:

  • Entzündungen
  • Stress, Angst und Nervosität
  • Schlafstörungen
  • Krämpfen
  • geschwächtes Immunsystem
  • keine psychotrope Wirkung

CBD  stimuliert andere Zielstrukturen als THC und wird nicht als Betäubungsmittel eingestuft. Im Nutzhanf ist CBD mengenmäßig das weit überwiegende Cannabinoid. Die Cannabinoide werden von den Drüsenhaaren produziert, die sich mit Ausnahme von Samen und Wurzeln auf der gesamten Hanfpflanze befinden.

Dort liegen sie überwiegend als Carbonsäuren vor (THC-A beziehungsweise CBD-A). In den Samen kommen Cannabinoide aufgrund der dort fehlenden Drüsenhaare nicht vor, aber sie können bei der Ernte oder der Verarbeitung mit THC kontaminiert werden. Bei der legalen Herstellung von Hanfprodukten muss unterschieden werden zwischen Hanfsorten, die zur Gewinnung von Produkten für medizinische Zwecke angebaut werden und denen, die für andere Zwecke gedacht sind (Nutzhanf, Industriehanf) [6].

Von der EU wurde CBD mittlerweile als „Novel Food“ eingeordnet: Das bedeutet, dass erst überprüft werden muss, ob es für den menschlichen Verzehr geeignet ist. Bis das geklärt ist, dürfen CBD-Produkte nicht als Lebensmittel beworben und verkauft werden. Die Bewertung seitens der Behörden sind noch am Laufen, Ausnahmeregelungen sind weiter unten angeführt [7].

Natürliche vs. Synthetische Inhaltstoffe

Mittlerweile ist auch eine künstliche Herstellung  von Cannabinoiden im Labor möglich. Synthetische Cannabinoide sind Stoffe, die ähnlich wirken wie THC bzw. andere natürliche Cannabinoide und an die Cannabinoid-Rezeptoren andocken. Die Wirkung von synthetischen Cannabinoiden kann sehr unterschiedlich sein und besonders bei nicht kontrollierten Herstellern ist Vorsicht geboten: Die Wirkstoffkonzentration schwankt stark und die genaue Zusammensetzung der Substanz ist häufig unklar. Dadurch kann es leicht zu unabsichtlicher Überdosierung und schweren Nebenwirkungen kommen.

Naturbelassene bzw. nicht isolierte Zubereitungen sind vorteilhafter, da das Zusammenspiel der Cannabinoide und den natürlich vorkommenden Inhaltsstoffen wie z.B. den Terpene (ätherisches Öl) von Bedeutung ist. Alt bekannt ist z.B. dass der Duft von Limonen (Terpen, welches in Cannabis und Zitrusfrüchten vorkommt) stimmungsaufhellend wirkt und Myrcen (Terpen, welches in Cannabis und Hopfen vorkommt) beruhigend wirkt. Somit haben die im Hanf vorkommenden Terpenoide (z.B. Limonen, Myrcen, Linalool, Pinen, Caryophyllen) einen verstärkenden pharmakologischen Effekt.

Monotherapie oder doch phytotherapeutisches Therapiekonzept?

Während bei der Monotherapie die Wirkung einem oder wenigen isolierten Wirkstoffen zugesprochen wird, steht bei traditionellen Heilpflanzen der gesamte Komplex an Inhaltsstoffen im Vordergrund. Bei der Monotherapie wirkt ein Wirkstoff gezielt über einen bestimmten Signalweg im Körper. Nebenwirkungen erklärt man sich dabei durch die Vernetzung mehrerer Signalwege. Bei der Phytotherapie oder Heilpflanzentherapie kennt man die klinischen Auswirkungen samt Nebenwirkungen im Zielorganismus Mensch aus Jahrhundert andauernden Beobachtungen und Aufzeichnungen. Daraufhin wird untersucht, welche Signalwege involviert sein könnten. Es gibt daher bei der Phytotherapie kein klassisches in vitro oder in-vivo Modell.

Bereits 1974 demonstrieren Studien mit Cannabis, dessen Sicherheitsprofil seit Jahrtausenden bekannt ist, dass Extrakte von Cannabis 2 bis 4x wirksamer sein können als THC alleine [8].

Natürliche Hanfprodukte sind ein Paradebeispiel für die Phytotherapie, da neben den bekannten wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffen im Vollextrakt weitere Bestandteile zu einer Verstärkung der Wirksamkeit beitragen (Entourage- Effekt). Dafür gibt es mehrere Theorien:

  • Inhaltsstoffe beeinflussen gegenseitig ihre Löslichkeit bzw. ihre Bioverfügbarkeit und somit ihre Wirksamkeit (synergistische Effekte aber auch antagonistische Effekte möglich)
  • Ausbalancierung der Bindungsaffinitäten an Rezeptoren durch die unterschiedlich anwesenden Cannabinoide, jedoch in Abhängigkeit vom klinischen Ereignis; z.B. CBD dämpft den Rauscheffekt von THC, aber in der Schmerztherapie hat die Kombination von THC und CBD einen positiven synergistischen Effekt [9,10].

Nebenwirkungen

Cannabis als Medizin gilt allgemein als nebenwirkungsarm und groß angelegte Untersuchungen zu den Nebenwirkungen cannabishaltiger Arzneimittel gibt es nicht. Daten aus mehreren kleinen Studien zeigten ein kurzzeitig erhöhtes Risiko: akute körperliche Wirkungen von Cannabinoiden sind Müdigkeit, Schwindel, Tachykardie, orthostatische Hypotension, Mundtrockenheit, reduzierter Tränenfluss, Muskelrelaxation und Steigerung des Appetits [6]. 

Rechtliche Lage in Österreich

THC fällt in Suchtgiftverordnung

Dronabinol (= internationaler Freiname für Delta-9-Tetrahydrocannabinol [THC]): Dabei handelt es sich um ein natürliches, psychoaktives Cannabinoid der Hanfpflanze und den pharmakologisch wichtigsten Cannabisinhaltsstoff. THC wurde erstmals in den 1960er Jahren aus Cannabis isoliert. Die Erstzulassung des synthetisch hergestellten Arzneistoffes THC erfolgte 1985 in den USA.

Der halbsynthetisch hergestellte Arzneistoff Dronabinol (THC) ist seit 2004 als Rezepturarzneimittel in Österreich verordnungsfähig. Seit 2015 ist auch natürliches, aus Cannabisextrakt isoliertes Dronabinol mit einem standardisierten Reinheitsgrad von > 95 % für magistrale Zubereitungen ärztlich verschreibungsfähig + Suchtgiftverordnung beachten. (Kapseln zu 2,5 mg, 5 mg und 10 mg und 2,5 %ige, 5 %ige ölige Lösung) [11].

CBD – Novel Food Verordnung + Ausnahmen

Cannabidiol (CBD) ist ein natürliches Cannabinoid, nicht psychoaktiv und unterliegt daher nicht den suchtmittelrechtlichen Vorschriften. CBD ist derzeit in Österreich eine Rezeptursubstanz für die Herstellung von Lösungen und Kapseln in der Apotheke; für die Sicherstellung der Qualität der Rezeptursubstanz gibt es seit 2016 eine Monographie im DAC. CBD- Produkte müssen einen THC- Gehalt unter 0,2% aufweisen.

Seitdem die Novel-Food-Verordnung im Januar 2019 abgeändert wurde und fortan nur noch Lebensmittelbestandteile als nicht neuartig bezeichnete, welche bereits vor dem 15. Mai 1997 nennenswert verzehrt wurden, herrschte große Ungewissheit bei Händlern, Herstellern und Konsumenten, die ihren Nutzen aus dem Gebrauch des aus Hanfpflanzen gewonnenen Wirkstoffs Cannabidiol ziehen. Unter speziellen Auflagen, Produktkennzeichnungen und Herstellungsverfahren, sind einzelne Produkte nicht betroffen und dürfen in der Apotheke angeboten werden. Gutachten liegen im Einzelfall vor (oftmals unter Verschluss aufgrund der Mitbewerber) und gewähren somit bei einzelnen Firmen Sicherheit [12,13].

Bei Interesse und näheren Informationen zu CBD- Produkten helfen wir Ihnen gerne weiter. Sie müssen uns nur fragen!

Quellen:

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[1] Gertsch J, Pertwee RG, Di Marzo V. Phytocannabinoids beyond the Cannabis plant – do they exist? Br J Pharmacol. 2010;160(3):523-529. doi:10.1111/j.1476-5381.2010.00745.x

[2] Brenneisen R (2007). Chemistry and analysis of phytocannabinoids and other Cannabis constituents. In: Elsohly M (ed.). Marijuana and the Cannabinoids. Humana Press: Totowa, NY, pp. 17–49.

 [3] ElSohly MA, Radwan MM, Gul W, Chandra S, Galal A. Phytochemistry of Cannabis sativa L. Prog Chem Org Nat Prod. 2017;103:1-36. doi: 10.1007/978-3-319-45541-9_1.

[4] Mouhamed Y, Vishnyakov A, Qorri B, et al. Therapeutic potential of medicinal marijuana: an educational primer for health care professionals. Drug Healthc Patient Saf. 2018;10:45-66. doi:10.2147/DHPS.S158592

[5] https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Cannabis_53341

[6] https://www.aerzteblatt.de/archiv/127598/Das-therapeutische-Potenzial-von-Cannabis-und-Cannabinoiden

[7] Eintrag „cannabinoids“ im Katalog der neuartigen Lebensmittel der EU-Kommission

[8] E.B R, Russo EB. Taming THC: Potential Cannabis Synergy and Phytocannabinoid-Terpenoid Entourage Effects. Vol 163.; 2011:1344-1364. doi:10.1111/j.1476-5381.2011.01238.x

[9] Marcu JP, Christian RT, Lau D, et al. Cannabidiol enhances the inhibitory effects of delta9-tetrahydrocannabinol on human glioblastoma cell proliferation and survival. Mol Cancer Ther. 2010;9(1):180-189. doi:10.1158/1535-7163.MCT-09-0407

[10] Casey S, Vaughan C. Plant-Based Cannabinoids for the Treatment of Chronic Neuropathic Pain. Medicines. 2018;5(3):67. doi:10.3390/medicines5030067

[11] http://www.hmppa.at/wp-content/uploads/2018/02/Pressemappe_Arzneipflanze_2018.pdf

[12] https://hanfjournal.de/2020/03/04/cbd-nicht-zwingend-novel-food/

[13] https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20200326_OTS0031/roundtable-diskussion-um-cannabidiol-cbd-und-novel-food-geht-in-die-naechste-runde

[14] https://www.hapa-pharm.de/medizinisches-cannabis/phyto-cannabinoide