Hautunverträglichkeiten von Sonnencremen

Hautunverträglichkeiten von Sonnenschutzmitteln sind nicht selten. Was kann der Auslöser sein bzw. was kann man dagegen tun? Wie bekommt man die sog. „Mallorca Akne“ in den Griff ? Zusätzlich einige praktische Tipps zur Anwendung von Sonnencremen.

Hautunverträglichkeiten und Nebenwirkungen von Sonnenschutzmitteln

Nicht immunologische Irritationen bei Kontakt

Oberflächliche Hautirritationen gehören zu den häufigsten Nebenwirkungen. Je höher der Lichtschutzfaktor ist, desto wahrscheinlicher ist das Auftreten einer Reaktion. Dabei gibt es aber kaum ein objektives Anzeichen einer Dermatitis. Viel mehr wird eine Irritation vom Anwender nur subjektiv wahrgenommen. Ausschlaggebend für nicht immunologische Irritationen der Haut ist die steigende Zahl bzw. Konzentration der Inhaltsstoffe.

Phototoxizität

Photochemische Prozesse der Inhaltsstoffe können stattfinden, wenn die aufgenommene Energie von den UV- Filtern nicht in Form von Wärme abgegeben werden können. Erfolgt keine Abgabe von Wärme, werden die chemischen UV- Filter energetisch angeregt und können die Zellmembranen, DNA, Enzyme oder epidermale Bestandteile geschädigt werden. Sollte die Energie direkt weitergegeben werden, ist auch eine Verstärkung von Sonnenbränden möglich.

Immunologische Kontaktallergie

Bei manchen chemischen UV- Filtern ist auch ohne UV- Exposition nur bei Kontakt mit der Haut eine allergische Reaktion (Dermatitis) möglich. Als „Hapten“ aktivieren diie UV- Filter die Langhans’schen Zellen des Immunsystems, die in weiterer Folge die Produktion von Antikörpern induzieren.

Bei Formulierungen für empfindlichere Hauttypen empfiehlt es sich, auf möglicherweise irritierende oder allergologisch relevante Inhaltsstoffe (z. B. bestimmte Konser-vierungsstoffe, Parfüm, Farbstoffe etc.) zu verzichten.

Photoallergie

Meist löst die UV-A Strahlung eine Photoallergie aus. Ähnlich wie bei der Kontaktallergie kommt es durch das Immunsystem zur Antikörper- Produktion, die dich als Dermatitis äußern kann.

Die chemischen UV- Filter wirken hier erst nach Bestrahlung mit UV- Licht als Photosensibilisatoren und lösen dadurch die Kaskade aus. Durch die Unterbrechnung der Allergienzufuhr (bestimmter chemischer UV- Filter) kann sich die Photoallergie bessern. Mittels Photopatchtest können die spezifischen Allergene des Sonnenschutzmittels identifizieren und beim Kauf einer Sonnencreme berücksichtigt werden [1,13]. Hier einige Beispiele für Allergene: Benzophenone-3, Benzophenone-4, Benzophenone-5, Ethylhexyl Dimethyl PABA, Homosalate, Octocrylene [17]

Mallorca- Akne

Die sogenannte Mallorca-Akne wird bei Personen durch Peroxide unter gleichzeitiger UV-Bestrahlung ausgelöst (phototoxisch-chemotoxische Hautreaktion).

Durch die Verwendung von Sonnenschutz- und Après-Präparaten, die von Peroxid bildenden Inhaltsstoffen – wie z.B. bestimmten Fetten und Emulgatoren – frei sind, lässt sich in ca. 90 % der Fälle das Auftreten der Hauterscheinungen vermeiden. Einen zusätzlichen Schutz bieten ausreichend hohe Schutzfaktoren, vor allem im UV-A-Bereich. Es ist darauf zu achten, dass auch im bestrahlungsfreien Intervall keine Körperpflegemittel eingesetzt werden, die Peroxid bildende Inhaltsstoffe enthalten [12].

Für Anwender, die an der sogenannten „Mallorca-Akne“ leiden, eignen sich emulgator- und fettfreie Hydrogele besonders [13].

Korallenfreundliche Sonnenschutzmittel

Bestimmte UV- Filtersysteme können Koralleriffe beschädigen. Besonders 3 stehen im Fokus: Oxybenzone, Octocrylene, und Octinoxate. Der Erste und Dritte UV- Filter ist sogar auf Hawaii verboten (Hawaaian Riffgesetz 2021). Produkte von Ladival sind sogar schon frei von diesen Filtern (Ausnahme: Tattoo und Aktiv Aktiv LSF20).

Neue Formulierungen enthalten zum Teil auch Tinasorb S Lite Aqua, ein Mikroplastik. Um die Weltmeere zu schützen, steht dieser Filter in der Kritik.

Praktische Tipps 

Ausreichende Menge an Sonnenschutzmittel auftragen

Vollständiges und gleichmäßiges Eincremen aller freien Hautflächen

Rechtzeitige und wiederholte Anwendung von Sonnenschutzmittel: 20min vor UV- Exposition, Durch wiederholte Anwendung erhöht sich aber der Schutzfaktor bzw. die Schutzzeit nicht.

Keine unverhältnismäßige Verlängerung der Expositionszeit

Haltbarkeit: ist begrenzt, da oft Wasser-in-Öl oder Öl-in-Wasser Emulsionen. Bei falscher Lagerung (Hitze,..) kann es zur Entmischung der beiden Phasen kommen und zum Wirkungsverlust des Sonnenschutzes [14].

Auswahl von geeigneten Sonnenschutzmittel: Achten auf Lichtschutzfaktor bzw. chemische UV- Filter Angaben (müssen photostabil sein, z.B. Mexoryl SX, Mexoryl XL, Tinosorb)

Sonnenschutzmittel mit ausreichend hohem SPF (30) und UV-A – SF (10) verwenden. LSF= SPF ist eine Norm des Dachverbandes der europäischen Kosmetikindustrie COLIPA (European Cosmetic Toiletry and Perfumery Association) [15]. Mit der SPF ist eine Beurteilung Schutzwirkung eines Sonnenschutzmittels hinsichtlich der Vermeidung von Sonnenbränden möglich. Für die Entstehung eines Sonnenbrandes (UV- Erythems) sind gemäß Wirkungsspektrum und Wellenlänge (kleiner als 298 nm = UV- B Strahlung) entscheidend. Der SPF eines Sonnenschutzmittels sagt nur etwas über den Schutz gegenüber UV- B – Strahlung aus, aber nichts über die Wirkung gegenüber UV-A – Strahlung.

Ein SPF von 2 bedeutet, dass 50 % der einfallenden erythemwirksamen UV- Strahlung vom Sonnenschutzmittel absorbiert werden und sich damit die Eigenschutzzeit der Haut beim Tragen des Sonnenschutzmittels (Vorraussetzung ausreichende Sonnenschutzmittel Menge und Autragungszeitpunkt), im Vergleich zur Exposition ohne Sonnenschutzmittel, verdoppelt.

 Je höher der SPF eines Sonnenschutzmittels, desto besser schützt es vor UV-B. Für Mitteleurop reicht ein SPF von 30 bei gleichzeitigem Vorhandensein eines UV-A- Schutzes. Bei SPF 30 wird 96,7% der einfallenden UV- Strahlung, die für den Sonnenbrand verantwortlich ist (also UV-B) bereits geblockt. Mit steigender SPF erhöht sich der Prozentsatz nur minimal. Da in der Praxis oft zu wenig Sonnenschutzmittel aufgetragen wird, kann man nur mit 1/3 des SPF als schützende Wirkung rechnen [16].

Weitere nützliche Tipps bekommen Sie bei uns in der Apotheke in einem Beratungsgespräch!

 

Quellen:

[1] Pathak MA, Fitzpatrick TB, Nghiem P, Aghassi DS, Chapter 248 – Sun Protective Agents: Formulations, Effects and Side Effects. In: Fitzpatrick’s Dermatology in General Medicine CD-Rom, 5th edition, McGraw-Hill 1999

[11] Persönliche Kommunikation von AUVA- Report mit Césarini JP; https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-222007/sonnenschutzmittel-bessere-deklaration-schuetzt-verbraucher/

[12] Hönigsmann H, So wirken topische Lichtschutzmittel, Hautnah, 3. Jahrgang Nr. 3, 2004, www.aerztewoche.at ; http://www.gd-online.de/german/veranstalt/images2007/GD_Leitlinie_Kosmetischer_Sonnenschutz_23.11.2007.pdf

[13] https://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-642-79156-7_24]

https://www.der-niedergelassene-arzt.de/fileadmin/user_upload/zeitschriften/haut/Artikel-pdfs/2017/2017_6/HAUT_6-17_CME_Kutz.pdf, 1. Thoma K, Daniels R. Apothekenrezeptur und -defektur. Deutscher Apotheker Verlag 2014,

[14] https://verbraucher.org/media/file/131.5_TH211_Sonnenschutz.pdf

http://www.oekotest.de/cgi/ot/otgs.cgi?suchtext=&doc=19687&pos=1&splits= 0:1557:3550

[15] Quelle: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-282014/auf-den-faktor-kommt-es-an/  Bzw. Tosolin. www.cosmeticingredients.co.uk/ingredient/tosolin.

COLIPA, JCIA, CTFA, CTFA Südafrika, International Sun Protection Factor (SPF) Test Method, 2006

[16] Diffey BL, Sunscreens: use and misuse, In: Häder DP, Jori G, editors, Sun Protection in Man, Elsevier, 2001, 521 – 534

[17] https://www.beyer-soehne.de/uv-filter-in-sonnencremes-welche-sind-wirklich-gut/